Man sagt, dass im späten 19. Jahrhundert Hamburg die Heimat eines Mannes war, dessen Name so weit reiste wie seine Flaschen – Jakob Ferdinand Nagel. Mit eigenen Händen und einer klaren Vision baute er ein Spirituosenimperium auf, beschäftigte über 550 Arbeiter und verschiffte jährlich mehr als 23 Millionen Liter seiner Brände in Häfen ganz Europas, Afrikas und darüber hinaus. Sein Name wurde zum Zeichen von Qualität, seine Flaschen galten auf ausländischen Märkten als Siegel eines Meisterbrenners.

1873, auf der Weltausstellung in Wien, wurde seine Handwerkskunst mit der höchsten Auszeichnung geehrt – einer Goldmedaille für seinen Genever, den traditionellen niederländischen Schnaps, der später zu dem wurde, was wir heute Gin nennen. Diese Auszeichnung sicherte ihm einen Platz unter den großen Destillateuren seiner Zeit. Um den Triumph zu feiern, widmete Nagel seine nächste Flasche dem Kaiser Franz Joseph höchstpersönlich: Auf der einen Seite war ein Medaillon mit dem Reliefkopf des Kaisers zu sehen, auf der anderen die Inschrift „HÖCHSTE MEDAILLE WIEN 1873“ und auf der gegenüberliegenden Seite prangte der stolze Name „J. FERD. NAGEL.“

Doch für Jakob war das Streben nie nur eine Frage von Menge oder Ruhm – es ging ihm darum, etwas Ewiges zu erschaffen. Und so wandte er sich, nach Jahren der Eroberung von Märkten und dem Sammeln von Auszeichnungen, dem Landesinneren zu – einem Ort fern vom Lärm der Schiffe und dem Getöse der Stadt: dem Schwarzwald. Hier lag der Duft von Tannen und Fichten in der Luft, der Boden war weich vom Moos der Jahrhunderte.

In einer abgelegenen Hütte unter dem dunklen Blätterdach arbeitete Jakob wie eh und je – mit Geduld, mit Feuer und mit dem Instinkt für den Geist im Rohstoff. Er sammelte Tannenharz, Waldkräuter und Kristallwasser aus den Gebirgsquellen und destillierte daraus einen Gin, der die Seele des Waldes in sich trug.

Er nannte ihn TANNENBLUT – das Blut der Tanne. So stark wie die hochragenden Bäume und so duftend wie Regen auf Nadeln, war es ein Destillat, geboren aus seiner Meisterschaft und der tiefen Stille des Waldes. Manche sagten, es spende Wärme in den härtesten Wintern; andere, es bringe Träume vom Wald zu jenen, die fern von seinem Schatten lebten.

Und dann, so leise wie er gekommen war, verschwand Jakob wieder. Der Schwarzwald bewahrte seine Geheimnisse. Doch die Flaschen TANNENBLUT blieben – und mit ihnen nicht nur ein Getränk, sondern die Reise eines Mannes, der einst seine Brände in alle Welt gesandt, auf der Bühne der Welt gesiegt und sich schließlich ins Herz der Natur zurückgezogen hatte, um sein letztes Meisterwerk zu erschaffen.